(...noch in Bearbeitung...)
Optimale Montage = formkontrolliert + drehmomentbegrenzt
Die
Montage (nur) nach Drehmoment - obwohl allgemein gebräuchlich bzw.
empfohlen ist bei genauer Betrachtung nicht sehr sachgerecht. *1)
IMMER beachten: Welle und Kurbel gut reinigen (kein Sand, Dreck oder grober Staub) und vollflächig einfetten (dünn genügt).
Kein verharzendes Fett verwenden! (funktionell gut ist Teflonfett, jedoch vielleicht nicht in der Ökokiste)
Das
eigentliche Ziel der guten Montage bestehet darin, die
Flächenpressung zwischen Kurbel und Welle auf die (möglichst gesamte!)
zur Verfügung stehenden Flächen zu verteilen.
Dies erfordert eine möglichst große Eintauchtiefe des Wellenvierkants in die Kurbel jedoch unter gleichzeitiger Beachtung folgender beider Kriterien
- Anzugsreserve beachten!
die Welle darf nicht bis zur Anschlagsebene der Kurbelanzugsschraube durchgezogen werden.
Bei der anfänglichen Montage sollten mindestens 2mm Abstand bleiben.
2mm
entsprechen genau 2 Umdrehungen der Kurbelanzugsshraube. Wenn bei der
jährlichen Anzugskontrolle z.B. jeweils ca. 10° weitergezogen wird,
dann reicht diese Anzugsreserve folglich für exakt(!) 72 Jahre. *2)
- ZU fest montiert => u.U. für immer liiert !!
Die Belastbarkeit der Kurbel hängt wenig von der Haftreibung zwischen Vierkant von Welle und Kurbel ab - wohl aber ihre leichte Montierbarkeit und DEmontierbarkeit.
Damit
die Kurbel auch gut demontierbar ist, muß der Wellenvierkant möglichst
glatt, hart und korrosionsgeschützt sein und darf auch keine
Oberflächenlegierungen mit Al bilden.
Wenn die Kurbel ohne Trennmittel mit ZU
viel Kraft auf den Vierkant montiert wird, dann kann das Abnehmen der
Kurbel zu einem echten Problem werden! *3)
(Anm.: Customcranks
Kurbeln sind so dimensioniert, daß selbst bei signifikanter
Dehnung des Vierkantes sich hieraus keine Gefahr des Kurbelbuches
ergibt.)
WICHTIGE DEmontagehinweise
IMMER nur qualitativ gutes Abzieherwerkzeug verwenden! (scharfe, tiefe Gewindegänge - keine rundgelutschten aus Wühlkiste... => Fachwerkstatt!)
IMMER! Abzieher VOLLSTÄNDIG in das Abziehergewinde der Kurbel einschrauben!
Der GAU besteht im Herausreissen des Abziehergewindes aus der Kurbel. (siehe *3)
- Unter Beachtung des voranstehenden Punktes ist ein angemessenes und sinnvolles maximales Montagedrehmoment zu wählen.
Je
nach Körpergewicht/Kraft/Belastung ist ein steigendes Anzugsmoment zu
wählen, um sicher ausreichende Festigkeit (Flächenpressung) mit
möglichst bequemer Demontierbarkeit zu verbinden.
Weitere Anmerkungen:
- Variation der Kettenlinie
Der
nicht fest definierte Anschlag bei der anfänglichen Vierkantmontage
führt - je nach Montage - zu geringen Variationen der Kettenlinie (bis
ca. +/- 2 mm). Dies kann man ignorieren bzw. muß es erleiden -
man kann es auch ausnutzen - je nach Sichtweise. Der feste
Anschlagsring, den Shimano eingeführt hatte ist inzwischen wieder
verschwunden - vemutlich, weil dadurch die Möglichkeit der
Anzugsreserve geopfert wurde.
- Toleranzen an Welle und Kurbel.
Die
Vierkantverbindung weist im Gegensatz zu den meisten anderen
Verbindungsarten eine gewisse Unempfindlichkeit gegen geringe(!)
Maßtoleranzen beider Vierkante auf, da es bei der Montage
bestimmungsgemäß zu einer geringfügigen Dehnung und damit exakten
Anpassungan der Kurbel an den gehärteten Stahl. Die bei der
Montage anfänglich maximalen Materialspannungen nehmen mit der
Zeit etwas ab - daher kann bei späteren Anzugskontrollen ggf.
geringfügig nachgezogen werden. 1 mm entspricht einer vollen Umdrehung
der Kurbelschraube und stellt eine sehr ausreichende Anzugsreserve dar.
*1)
Warum ist die Drehmomentmontage nicht besonders sachgerecht?
Weil das Drehmoment an der Kurbelschraube nur EIN Faktor für das Aufgleiten des Vierkants ist.
Weitere (gleichberechtigte jedoch variable) Faktoren sind:
- die Oberflächengestaltung (Rauhigkeit) des Vierkant (deutliche Querrillen (bei einigen! Shimano), oder glatt bei Kinex, oder querverschliffen bei Campagnolo)
- Fettung bei der Montage (gilt besonders für Vierkant - prinzipiell auch für die Anzugsschraube)
- Material sowie Gestaltung der Innenseite der Anzugsschraube (Glatt oder radiale Sicherungsriffelung)
Damit
wird klar, daß das Drehmoment allein nur bei exaktesten
Montagebedingungen sowie bei Beschränkung auf einen Hersteller
(mitunter nicht einmal dann) sicher zum wie vorgesehen definierten
Ergebnis führt. Deshalb ist es besser, formkontrolliert zu montieren
als nur rein drehmoment- bzw. kraftkontrolliert (Drehmoment=>AnzugsKraft).
*2) ...wenn Anzugsreserve am Ende ist.(Kurbel "durchgezogen")
Nach
72 Jahren kann man z.B. ein dünnes (z.B. 0,2 mm) Blech aus Titan
(Gewicht!) zwischen die Preßflächen einlegen und so noch weitere ca.
257 Jahre mit der Kurbel fahren (Titantechnik).
(Danach sollte schon aus rein marktwirtschaftlichen Gründen eine neue Kurbel erworben werden.)
*)3 ...der GAU
In Abhängigkeit von
- der Oberfläche des Wellenvierkantes (vor allem mechanisch - ggf. auch korrosionschemisch)
- den Trennmitteleigenschaften des zur Montage verwendeten Fettes
- der bei der Montage erreichten Flächenpressung
kann die Kurbel so fest auf dem Vierkant sitzen, daß eine Demontage schwer bis unmöglich wird.
Das
kann rein rechnerisch bei Beachtung aller Sicherheitsvorschriften
zwar nur maximal einmal in 38 000 Jahren pro Kurbel vorkommen.
Aufgrund der zahlreichen
weltweit in Betrieb befindlichen Kurbeln sowie auch aus nach dem Stand
der
Wissenschaft nicht erklärbaren Gründen kann es bei ZU fester
Montage in der Praxis dennoch vorkommen. ("ZU feste Montage"
definiert sich genau über
diesen Fall :)
Falls ausgerechnet Ihnen einmal der
GAU widerfahren sollte, dann bitten wir
Sie, der Presse
und Öffenlichkeit gegenüber hartnäckig jeden
Störfall abzustreiten bzw. diesen herunterzuspielen ("Für Lager
und Rahmen bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefahr " etc... bla
bla bla).
Sie können sich jedoch immer
vertrauensvoll an uns wenden, wir bieten Rat oder/und Trost.